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Individuelles Erwachen:

Welche Illusionen legen wir ab ?

Im letzten Beitrag haben wir über die Schwierigkeiten des Erwachens gesprochen – die „Schattenseiten des Lichts“. Viele dieser Herausforderungen entstehen, weil der Prozess des Erwachens untrennbar mit dem Ablegen von Illusionen verbunden ist. Doch von welchen Illusionen sprechen wir eigentlich? Und warum ist es so schmerzhaft, wenn sie zerbrechen?


Lasst uns tiefer eintauchen in die vermeintlichen Sicherheiten und Überzeugungen, die wir oft ein Leben lang mit uns tragen und die sich als Trugbilder entpuppen.

Die Illusion der äußeren Kontrolle und Sicherheit


Wir leben in einer Welt, die uns oft suggeriert, dass wahres Glück und Sicherheit von äußeren Faktoren abhängen: einem stabilen Job, finanziellem Reichtum, einem bestimmten Status, der Anerkennung anderer oder perfekten Beziehungen.

  • Die Illusion: „Wenn ich X erreiche, dann bin ich glücklich/sicher/zufrieden.“ „Ich muss die Kontrolle über alles haben, damit nichts Schlimmes passiert.“
  • Die Realität des Erwachens: Wir erkennen, dass äußere Umstände flüchtig und oft unkontrollierbar sind. Wahre Sicherheit und Glück sind innere Zustände, die nicht von äußeren Variablen abhängen. Diese Erkenntnis kann zunächst beängstigend sein, da sie uns aus unserer Komfortzone der vermeintlichen Kontrolle wirft. Das Leben ist unberechenbar, und wir müssen lernen, mit dieser Ungewissheit zu leben und unseren Frieden trotzdem zu finden.
Die Illusion der Identifikation mit dem Ego (dem „falschen Ich“)


Unser Ego ist der Teil von uns, der sich durch unseren Namen, unseren Beruf, unsere Besitztümer, unsere sozialen Rollen und unsere Vergangenheit definiert. Es ist ein notwendiges Werkzeug für die Navigation in der Welt, aber es ist nicht unser wahres Wesen.

  • Die Illusion: „Ich bin mein Job. Ich bin mein Erfolg/Misserfolg. Ich bin meine Meinung. Ich bin das, was andere über mich denken.“
  • Die Realität des Erwachens: Wir erkennen, dass wir weit mehr sind als die Rollen, die wir spielen, die Etiketten, die uns angeheftet werden, oder die Geschichten, die wir über uns erzählen. Wir sind ein bewusstes Wesen, das diese Erfahrungen macht. Das Ablegen dieser Identifikation kann zu einer Identitätskrise führen, da wir uns fragen, wer wir sind, wenn all das, womit wir uns identifiziert haben, wegfällt. Doch dahinter wartet die Freiheit, unser wahres, authentisches Selbst zu entdecken.
Die Illusion der Trennung


In unserer Gesellschaft werden wir oft dazu erzogen, uns als isolierte Individuen zu sehen, die in Konkurrenz zueinander stehen oder getrennt von der Natur und dem Universum existieren.

  • Die Illusion: „Ich bin getrennt von dir. Meine Probleme betreffen nur mich. Die Natur ist dazu da, von mir genutzt zu werden.“
  • Die Realität des Erwachens: Wir erfahren ein tiefes Gefühl der Verbundenheit. Wir erkennen, dass alles miteinander verwoben ist – dass wir Teil eines größeren Ganzen sind. Das Leid eines anderen Menschen, die Zerstörung der Umwelt, all das ist nicht getrennt von uns. Diese Erkenntnis kann überwältigend sein, da sie unsere Verantwortung erweitert und uns oft mit dem Schmerz der Welt konfrontiert, dem wir uns zuvor entziehen konnten. Gleichzeitig ist es eine Quelle unendlicher Liebe und Mitgefühls.
Die Illusion, ein Opfer der Umstände zu sein


Viele von uns verharren in der Rolle des Opfers, indem wir äußeren Umständen oder anderen Menschen die Schuld für unser Unglück oder unsere Misserfolge geben.

  • Die Illusion: „Ich kann nichts dafür, dass mein Leben so ist. Die Welt/die anderen sind Schuld.“
  • Die Realität des Erwachens: Wir erkennen unsere eigene Schöpferkraft. Wir sind nicht nur Reagierende, sondern Gestaltende. Wir haben die Macht, unsere Gedanken, unsere Einstellung und damit unsere Realität zu verändern. Das Übernehmen dieser Verantwortung kann zunächst beängstigend sein, da es keine Ausreden mehr gibt. Aber es ist auch unglaublich ermächtigend.
Die Illusion der „normalen“ Realität


Die Gesellschaft hat eine Konsensrealität geschaffen, die wir oft als die einzige Wahrheit akzeptieren – wie man leben sollte, was Erfolg ist, was wichtig ist.

  • Die Illusion: „Jeder muss heiraten, Kinder haben, ein Haus bauen, Karriere machen, um glücklich zu sein.“ „Das ist eben so, daran kann man nichts ändern.“
  • Die Realität des Erwachens: Wir beginnen, die gesellschaftlichen Normen und das „normale“ Leben zu hinterfragen. Wir erkennen, dass viele dieser Normen uns nicht dienen und dass es unzählige Wege gibt, ein erfülltes Leben zu führen. Dies kann zu Unverständnis im sozialen Umfeld führen, wenn man sich von Erwartungen löst. Es erfordert Mut, den eigenen Weg zu gehen und sich nicht der Masse anzupassen.

Der Weg in die Freiheit


Das Ablegen dieser Illusionen ist oft ein schmerzhafter Prozess, der uns in die Tiefe unserer Existenz führt. Es fühlt sich an, als würde der Boden unter den Füßen weggezogen. Doch diese Leere ist die Voraussetzung für etwas Neues, Authentisches.


Jede Illusion, die wir ablegen, ist ein Schritt näher an unsere wahre Natur, an unser volles Potenzial. Es ist der Weg von der Konditionierung zur Freiheit, von der Trennung zur Verbundenheit, vom unbewussten Überleben zum bewussten Leben.


Welche dieser Illusionen hat dich auf deinem Weg des Erwachens am meisten herausgefordert?