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Wenn du aufhörst zu jagen und einfach nur bist:

Die Macht der Anziehung


Ein unglaublich wichtiger Punkt, wenn es darum geht, Beziehungen zu verändern und einen Partner aus dem Rückzug zu locken – oder überhaupt gesunde Beziehungen zu führen, ist das Aufhören zu jagen und einfach nur du zu sein. Oft verwechseln wir in der Angst des Verlassenwerdens oder der Distanz Jagen mit Sich-Kümmern oder Liebe zeigen. Doch das „Jagen“ – also das ständige Versuchen, den anderen zu erreichen, zu überzeugen, zu verändern oder seine Aufmerksamkeit zu erzwingen – bewirkt oft das Gegenteil: Es verstärkt den Rückzug.


Die Dynamik von Jagen und Rückzug


Stell dir vor, du jagst einem Schmetterling hinterher. Je schneller und verbissener du ihn verfolgst, desto weiter fliegt er weg. Sobald du aber innehältst, ruhig wirst und vielleicht sogar eine Blume pflückst, kommt er manchmal von selbst und setzt sich auf deine Hand.
In Beziehungen ist es ähnlich:

  • Der Jäger: Fühlt sich oft unsicher, hat Angst vor Verlust oder Ablehnung. Seine Handlungen sind getrieben von dem Wunsch, Kontrolle über die Beziehung oder die Gefühle des anderen zu bekommen. Das kann sich äußern in: häufigen Anrufen/Nachrichten, ständigen Nachfragen, Vorwürfen, Klammern, Versuchen, den Partner zu „reparieren“ oder überreden.
  • Der Gejagte (der sich zurückzieht): Fühlt sich oft überfordert, unter Druck gesetzt oder eingeengt. Er spürt die Erwartungen und die Energie des Jägers als Last. Seine Reaktion ist natürlicherweise, sich noch weiter in seinen sicheren Raum zurückzuziehen.

Diese Dynamik ist ein Teufelskreis: Je mehr der eine jagt, desto mehr zieht sich der andere zurück, was wiederum den Jäger noch unsicherer macht und ihn noch mehr jagen lässt.


Die Transformation: Von „Jagen“ zu „Sein“


Wenn du bewusst entscheidest, das Jagen aufzugeben, verschiebt sich die gesamte Energie der Beziehung. Es geht nicht darum, gleichgültig zu werden oder den anderen abzuschreiben, sondern darum, deine Energie wieder auf dich selbst zu lenken und aus einer Position der Stärke heraus zu agieren.

Was passiert, wenn du aufhörst zu jagen und „einfach nur bist“:

  • Du nimmst den Druck vom Partner: Dein Partner spürt plötzlich nicht mehr diesen permanenten Erwartungsdruck. Der Raum, den du dadurch schaffst, kann unglaublich befreiend wirken. Er hat die Möglichkeit, sich selbst zu sortieren, ohne sich verteidigen oder entziehen zu müssen.
  • Du stärkst deinen eigenen Wert: Indem du nicht mehr hinterherläufst, signalisierst du dir selbst und dem anderen: „Ich bin wertvoll, auch wenn ich nicht ständig nach Bestätigung suche.“ Du kommst wieder in Kontakt mit deinen eigenen Bedürfnissen, Wünschen und deiner inneren Stärke.
  • Du wirst (wieder) attraktiv: Paradoxerweise ist die Bereitschaft, loszulassen und sich auf das eigene Leben zu konzentrieren, oft das, was Anziehung erzeugt. Wenn du ausgeglichen, selbstsicher und mit deinem eigenen Leben beschäftigt bist, strahlst du eine ganz andere Energie aus. Das kann deinen Partner neugierig machen und ihn dazu bewegen, wieder den Kontakt zu suchen.
  • Du förderst echte Verbindung: Wenn du nicht mehr jagst, lädst du deinen Partner ein, sich freiwillig zu nähern. Eine Verbindung, die aus freiem Willen entsteht, ist viel authentischer und nachhaltiger als eine, die aus Druck oder Zwang resultiert.
  • Du schaffst Raum für Klärung: Wenn der Druck wegfällt, können sowohl bei dir als auch bei deinem Partner Gedanken und Gefühle hochkommen, die vorher von der Jäger-Gejagter-Dynamik überdeckt wurden. Es entsteht Raum für ehrliche Reflexion. Dein Partner muss sich fragen: „Was will ich eigentlich? Was ist mir diese Beziehung wert?“
Wie „einfach nur sein“ in der Praxis aussieht:

  • Fokus auf dich: Verbringe Zeit mit dir selbst, deinen Hobbys, Freunden und Interessen. Lebe dein Leben bewusst weiter.
  • Achtsamkeit und Selbstberuhigung: Wenn die Angst hochkommt und dich zum Jagen verleiten will, atme tief durch, praktiziere Achtsamkeit oder schreibe deine Gefühle auf. Erinnere dich daran, dass du deine Gefühle managen kannst, ohne den anderen zu kontrollieren.
  • Klare Kommunikation (ohne Forderung): Wenn dein Partner auf dich zukommt, sei offen und ehrlich, aber nicht vorwurfsvoll. „Es tut gut, dass du da bist. Ich habe mir Sorgen gemacht.“ oder „Ich bin froh, dass wir jetzt sprechen können.“
  • Grenzen setzen: Wenn der Rückzug deinen Raum verletzt oder dir wehtut, kommuniziere das ruhig und klar: „Ich möchte dir den Raum geben, den du brauchst. Aber ich merke, dass es mir nicht guttut, wenn ich über Tage nichts von dir höre. Ich brauche ein Zeichen, dass du an mich denkst/es dir gut geht.“
  • Geduld: Veränderung braucht Zeit. Erwarte nicht, dass sich die Dynamik über Nacht ändert. Bleib konsequent in deiner neuen Haltung des „Seins“.

Das Aufhören des Jagens ist ein Akt der Selbstliebe und des Vertrauens – Vertrauen in dich selbst und Vertrauen in den Prozess. Es ist eine Einladung an deinen Partner, sich aus freien Stücken wieder auf dich zuzubewegen, basierend auf echter Anziehung und nicht auf erzwungener Nähe.


Wenn Rechtfertigung und Flunkern die Beziehung belasten:

Was dahinter steckt

In Beziehungen wünschen wir uns Offenheit, Vertrauen und Ehrlichkeit. Doch manchmal erleben wir, dass der Partner sich ständig rechtfertigt – oft selbst für Kleinigkeiten – und dabei sogar die Unwahrheit sagt oder Dinge beschönigt. Dieses Verhalten, das sich wie ein ständiges „Flunkern“ anfühlt, ist nicht nur irritierend, sondern kann das Vertrauen tief erschüttern. Doch was bedeutet es wirklich, wenn ein Partner so agiert?


Mehr als nur eine „kleine Lüge“: Die Psychologie dahinter


Wenn jemand ständig das Bedürfnis hat, sich zu rechtfertigen und dabei flunkert, deutet das selten auf bösen Willen hin. Vielmehr ist es oft ein Schutzmechanismus, der tieferliegende Ursachen hat:

  • Tiefe Angst vor Ablehnung und Verurteilung:

Oft haben diese Menschen in ihrer Kindheit oder in früheren Beziehungen gelernt, dass Fehler oder ehrliche Bedürfnisse bestraft werden. Sie glauben, dass sie nicht „gut genug“ sind, so wie sie sind, und versuchen, durch perfekte Rechtfertigungen oder kleine Lügen Ablehnung zu vermeiden.

Beispiel: Ein Kind, das für jeden kleinen Fehler stark kritisiert wurde, lernt, seine Handlungen zu beschönigen, um Ärger zu vermeiden. Dieses Muster trägt es ins Erwachsenenalter.

  • Mangelndes Selbstwertgefühl:

Wer einen geringen Selbstwert hat, glaubt, dass er nicht gut genug ist, um einfach so akzeptiert zu werden. Er fühlt sich genötigt, seine Taten durch Rechtfertigungen zu „verbessern“ oder durch Flunkern in einem besseren Licht darzustellen.

Beispiel: Der Partner kommt zu spät und erfindet eine komplizierte Geschichte über Stau, statt einfach zuzugeben, dass er sich verplant hat – aus Angst, als unzuverlässig angesehen zu werden.

  • Unerlernte Eigenverantwortung und Autonomie:

Manche Menschen hatten nie die Chance, wirklich eigenverantwortlich zu handeln und dafür einzustehen. Sie sind es gewohnt, dass andere (Eltern, frühere Partner) über ihre Entscheidungen geurteilt haben. Daher fehlt ihnen die innere Sicherheit, einfach zu sagen: „Ich habe das so entschieden.“

Beispiel: Der Partner möchte alleine mit Freunden ausgehen, erfindet aber einen Grund wie „Ich muss einen Kollegen treffen“, weil er befürchtet, dass sein Wunsch nach Freiheit auf Kritik stößt.

  • Kontrollverlust und Unsicherheit:

Das Flunkern kann ein Versuch sein, die Kontrolle über die Wahrnehmung durch den anderen zu behalten. Indem die Realität verändert wird, versucht die Person, Unsicherheit zu vermeiden oder ein bestimmtes Bild aufrechtzuerhalten.

Beispiel: Eine Kleinigkeit geht kaputt. Statt es zuzugeben, wird eine Ausrede erfunden, um nicht als „unfähig“ dazustehen.


Die Auswirkungen auf die Beziehung


Dieses Verhalten kann für den Partner sehr belastend sein:

  • Vertrauensverlust: Wiederholtes Flunkern, egal wie klein, untergräbt das Fundament jeder Beziehung: das Vertrauen.
  • Gefühl der Distanz: Es entsteht eine Barriere, da man spürt, dass der andere nicht vollständig authentisch ist.
  • Mangel an Augenhöhe: Der rechtfertigende oder flunkernde Partner macht sich selbst kleiner. Es entsteht eine Dynamik, in der sich einer ständig zu beweisen versucht, während der andere das Gefühl bekommt, in einer übergeordneten Position zu sein – nicht auf Augenhöhe.
  • Frustration und Verwirrung: Man fragt sich, warum die Ehrlichkeit so schwerfällt, und fühlt sich in der Beziehung nicht klar.

Was tun, wenn dein Partner sich rechtfertigt und flunkert?

  • Erkenne das Muster, nimm es nicht persönlich: Verstehe, dass dieses Verhalten meist aus einer tiefen Unsicherheit des Partners kommt und nichts mit deinem Wert zu tun hat.
  • Klare Kommunikation und Grenzen: Sprich an, was du wahrnimmst, aber ohne Anklage. Formuliere es als deine Beobachtung und dein Bedürfnis: „Ich habe das Gefühl, du rechtfertigst dich gerade. Das musst du nicht bei mir. Ich wünsche mir Offenheit.“
  • Biete Sicherheit, aber fordere Verantwortung: Schaffe einen Raum, in dem dein Partner sich sicher fühlen kann, ehrlich zu sein, aber bestehe auch darauf, dass er die Verantwortung für sein Handeln übernimmt. Zeige, dass du ihm auf Augenhöhe begegnen möchtest.
  • Setze deine eigenen Grenzen: Wenn das Verhalten chronisch wird und das Vertrauen immer wieder bricht, ist es wichtig, deine eigenen Grenzen zu schützen. Eine Beziehung auf Augenhöhe erfordert die Bereitschaft beider, ehrlich zu sein.

Das ständige Rechtfertigen und Flunkern ist ein Hilferuf eines Teils der Persönlichkeit, der gelernt hat, dass er nicht gut genug ist, so wie er ist. Wahre Heilung geschieht, wenn derjenige, der dieses Verhalten zeigt, bereit ist, sich seinen eigenen Ängsten zu stellen und zu lernen, dass er nicht perfekt sein muss, um geliebt und akzeptiert zu werden.